„Kinder der Welt – Welt der Kinder?“ – so heißt die Ausstellung mit Fotos des Frankfurter Bildjournalisten Ernst Herb, die am 2. Juni 2006 um 19 Uhr im Haus Interkultur im Stadtpark Fronte Lamotte in Germersheim eröffnet wird. Gezeigt werden Fotografien von Kindern in Lateinamerika, Asien und Afrika in Arbeits- und Lernsituationen. Bei der Vernissage wird der Fotograf persönlich anwesend sein und seine aktuellen Filmarbeiten vorführen.
Die Ausstellung ist bis zum 30. Juli sonntags von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Vereine und andere Gruppen können das Haus und die Ausstellung nach Vereinbarung auch zu anderen Zeiten für eigene themenbezogene Veranstaltungen nutzen und besuchen. Herzlich eingeladen sind auch Schulklassen, die sich mit dem Thema „Kinder der Welt – Welt der Kinder?“ beschäftigen wollen. Ein Arbeitsblatt für Schüler liegt in der Ausstellung bereit. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Kinder in der so genannten Dritten Welt und mit ihnen ihre Arbeits- und Lernsituationen. Die Bilder dokumentieren in eindrucksvoller Weise das Thema Kinderarbeit – zum Beispiel bei der Maniokernte in Afrika oder in der Teppichweberei in Südindien. Wenn wir in Deutschland einen Kokosriegel essen, müssen wir davon ausgehen, dass die dafür benötigten Kokosnüsse vorher von Kindern bearbeitet wurden.
Den oft sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen werden in der Ausstellung das Lernen und die Ausbildung von Kindern gegenübergestellt. Die Fotos legen Zeugnis ab von Schulen, die oft ohne jegliche staatliche Unterstützung und Hilfe und gegen große Widerstände in den abgelegensten Gegenden entstehen. Für die Herrschenden ist die Einrichtung dieser Schulen eine Verletzung ihrer Interessen, denn Bildung erschwert Ausbeutung. Bildung wird hier zum subversiven Element. Häufig leisten die Schulen engagierte und gute Arbeit unter kaum vorstellbaren Bedingungen und halten so die Hoffnung auf positive Veränderung und auf eine bessere Zukunft der Kinder wach.
Auch und gerade im Zusammenhang mit der Fußball-WM, die während der Ausstellung in Deutschland stattfindet, ist das Thema Kinderarbeit hochaktuell: Das runde Leder, um das sich in dieser Zeit alles dreht, wird nach wie vor oftmals in Handarbeit gefertigt. Kinderarbeit ist dabei weithin üblich. Allerdings kann man die Kinderarbeit nicht einfach abschaffen, wie renommierte Kinderhilfsorganisationen betonen, vielmehr müssen Maßnahmen getroffen werden, die die Situation der Kinder und Jugendlichen verbessern und die die Betroffenen unterstützen, wenn es um die Durchsetzung ihrer Rechte geht. Am 12. Juni ist Internationaler Tag gegen Kinderarbeit.
Ernst Herb (geb. 1932) ist seit Jahrzehnten in aller Welt mit der Kamera unterwegs, vor allem für die Hilfswerke Misereor, Adveniat und Caritas. Er bereiste die großen und kleinen Krisengebiete der Welt und konnte mit seinen Bildern wesentlich zur Sensibilisierung für die enorme Bedeutung von KatastrophenhiIfe beitragen. Ob im Vietnamkrieg oder während der Hungerkatastrophen in Biafra und Äthiopien, ob zur Zeit der Militärdiktaturen in Lateinamerika oder während des Jugoslawienkrieges, er konfrontierte sich direkt mit der Not und den Problemen vor Ort. Dabei richtete er seine Aufmerksamkeit – und damit auch das Objektiv – besonders auf die Lebenssituation von Kindern. Ernst Herb geht es nie um das sentimentale Sensationsfoto, er bedient nie die herrschenden Klischees; seine Fotos sind vielmehr einfühlsame Bildbotschaften.