Interkultur Germersheim e.V.

„Kein Abriss unter dieser Nummer 20-27“

Von 3.Oktober bis 2.November 2008
Eröffnung: am 3.10.08 um 17 Uhr

Wir eröffnen unser Sonntagscafe am Tag der deutschen Einheit mit einer Ausstellung über die Berliner Hausbesetzerbewegung. Die Problematik, einen bezahlbaren Wohnraum zu finden hat an ihrer Brisanz bis heute nichts verloren. Wohnraum ist nach wie vor ein Spekulationsobjekt ist und preisgünstige Wohnungen sind, auch in Germersheim, kaum existent. Mit dieser Ausstellung wollen wir auch auf die Leerstände in der Germersheimer Innenstadt hinweisen, da hier benötigter Wohnraum ungenutzt verfällt. Bernd Meinke, der diese Zeit in Berlin hautnah miterlebte, hat diese Ausstellung initiiert und zusammengestellt. Er wird die Ausstellung mit einem Rückblick auf die damaligen Ereignisse eröffnen.
Kahlschlagsanierung vs. Hausbesetzerbewegung. Die Berliner Hausbesetzerbewegung entstand im Laufe des Jahres 1979, als einzelne Mieterinitiativen wie die BI SO 36 dazu übergingen, leer stehende und vom Senat/Vermietern dem Verfall preisgegebenen Wohnraum „in Stand zu setzen“, d.h. in Eigenarbeit zu renovieren, um so den Erhalt gewachsener Stadtteilstrukturen sicherzustellen und der Kahlschlagsanierung wie z.B. im Wedding entgegenzuwirken. Ähnliche Bewegungen entwickelten sich in anderen Städten der BRD, sowie Amsterdam, Zürich, London, Paris u. a. War für die Instandsetzer die Hoffnung auf anschließende Miet- und Kaufverträge von Häusern zentral, so entwickelte sich der Protest gegen die Spekulanten mit Wohnraum seit Mitte 1980 zum „Berliner Häuserkampf“. Binnen weniger Monate waren über 160 Häuser besetzt, die jetzt als Basis subversiver Aktionen dienten und gegen polizeiliche Räumungen zum Teil mit Gewalt verteidigt wurden. Zutiefst umstritten waren dabei die politischen Konzepte zwischen „Verhandlern“ und „Nicht-Verhandlern“.
Nach heftigen internen Auseinandersetzungen der Hausbesetzer und mannigfaltigen Straßenschlachten um die Häuser beendete die Räumung im Oktober 1984 des KuKuCK die Hausbesetzerbewegung. Ca. 100 Häuser wurden in der Zeit zwischen 1980 – 1984 an die „Instandsetzer“ übergeben.
Bernd Meinke, ein Germersheimer der in den 80 Jahren Berlin zu seiner Wahlheimat machte, zeigt uns anhand von Bildern, Tafeln und Zeitdokumenten ein Spiegel dieser spannungsgeladenen Zeit und rückt so die enge Verflechtung zwischen privaten und öffentlichen Raum ins Bewusstsein. Die Ausstellung „Kein Abriss unter dieser Nummer 20-27“ kann bis zum 2. November im Haus Interkultur sonntags von 14-18h besucht werden.