Eher wenig adventlich, dafür aber um so lebendiger und interessanter und bei aller Schwere des Themas von Flucht und Vertreibung auch fröhlich ging die Eröffnung des Sonntags-Cafés über die Bühne. Vor zahlreichen Gästen wies Alexander Ceh, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Beiräte für Migration und Integration von Rheinland-Pfalz darauf hin, dass Auswanderung auch im deutschsprachigen Raum vor nicht allzu langer Zeit für viele die einzige Lösung war. Man denke nur an die Donauschwaben (17. bis Mitte des 19 Jahrhunderts), die Deutschen, die im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts ihr Glück in Amerika suchten, und all die Flüchtlinge aus der Zeit des Nationalsozialismus. Angesichts des demographischen Wandels bietet die Einwanderung auch die Möglichkeit, der Überalterung ein wenig gegenzusteuern.
Zu verdanken ist das Sonntags-Café engagierten Studenten, die sich nach dem Bericht eines Afrikaners zu seiner Flucht am FTSK zusammengefunden und die Initiative Cross Borders gegründet haben. Mittlerweile bietet Cross Borders an der Universität für Flüchtlinge aus dem ganzen Kreis von Montag bis Freitag Deutschunterricht (siehe rechte Seite) in Anlehnung an die Methode Natural Approach an, die Freitagsgruppe ist für Frauen und einen Alphabetisierungskurs vorbehalten. Zusätzlich werden Vorträge und Ausflüge organisiert. Mit dem Sonntags-Café haben die Flüchtlinge nun auch im Winter einen Treffpunkt, den sie an den Wochenenden nutzen können. Interkultur freut sich, ihnen eine Begegnungsstätte zu bieten, die auch von Germersheimern, Einheimischen wie Zugewanderten, genutzt wird und sie aus der Isolation holt.
Fünf Menschen, fünf Schicksale gab es im Filmbeitrag von Nate Bernardini vom FTSK zu sehen. Klare Botschaft des Films: Flüchtlinge sind Menschen wie Du und ich mit dem Unterschied, dass sie ihre Existenz aufgegeben und ihr Leben riskiert haben, um Hunger, Verfolgung oder dem Militärdienst zu entkommen, und nun hier im Fremden gestrandet sind. Wer aus Kairo kommt und in Lustadt landet, erlebt sicher einen gewaltigen Kulturschock.
Interkultur lädt alle Freunde des Vereins und ganz Germersheim zum Café-Besuch ein. Es ist jeden Sonntag von 12 bis 16 Uhr geöffnet und beschränkt sich nicht auf Kaffee und Kuchen. Das Programm wird von den Studenten und Flüchtlingen gestaltet. Die Ausstellung von Mohammed Mosa mit Fotos zur arabischen Revolution und zur Pfalz wird noch einige Wochen zu sehen sein. Und die Band, die das Sonntags-Café bereichert hat, werden wir hoffentlich noch einmal bei anderen Gelegenheiten erleben, spätestens beim Festungsfest im kommenden Jahr.
Die Rheinpfalz war bei der Eröffnung dabei (zum Vergrößern bitte anklicken): ´