Interkultur Germersheim e.V.

Regenbogenprojekt

Das Regenbogenprojekt – Germersheimer Modell für eine durchgängige Sprachförderung

Die Idee, geboren aus den Kontakten des Vereins zur Uni Landau und insbesondere den Fortbildungsangeboten von Prof. Reich, wurde 2007 zur Wirklichkeit: Das Team vom Kindergarten Regenbogen in Germersheim begann mit Unterstützung von Prof. Reich, Dr. Susanna Roux und Mitarbeiterinnen der Universität Koblenz-Landau mit viel Elan, ein praxisnahes Konzept für eine durchgängige Sprachförderung im Kindergarten zu entwickeln.
Das Projekt wurde vom Land als sinnvolle Ergänzung der bewährten Sprachförderkurse für Vorschulkinder, von der Robert-Bosch-Stiftung, der Zukunfts- und Innovationsstiftung der Sparkasse Germersheim-Kandel, dem Lions-Club Germersheim, der Nolte-Möbel GmbH, dem Träger vertreten durch den Dekan Lamotte und dem Verein Interkultur finanziert. Grundidee des Projekts ist es, keine fertigen Module für eine Sprachförderung im Paket zu schaffen, sondern Prinzipien, Methoden und Materialien zu entwickeln, die eine optimale (sprachliche) individuelle Förderung der einzelnen Kinder im Kindergartenalltag ermöglichen.
Ein Fundament ist die Wertschätzung ALLER Muttersprachen. Im Kindergarten Regenbogen treffen über 80 Kinder aus 10 verschiedenen Nationen (albanisch, türkisch, russisch, us-amerikanisch …) aufeinander. Die 12 Erzieherinnen des Teams haben z. B. zu Beginn des Projekts mit Begeisterung ein paar Brocken tamilisch und jemenitisch gelernt und vermitteln den Kindern dadurch ein neues Selbstbewusstsein im Umgang mit Sprache. Mit geschultem Blick unterstützen die Erzieherinnen im Alltag kommunikationsfördernde Situationen und geben der Sprachentwicklung der Kinder dadurch immer wieder neue Impulse.
Die wöchentlichen Teamsitzungen und die Workshops mit der Universität nutzten die Erzieherinnen, um ihre Kompetenz zu erweitern. Über schriftliche Aufzeichnungen (z. B. SISMIK mit eigenen Ergänzungen des Kindergartens) und Videoaufnahmen stand ein umfassendes Material zur Einschätzung der Kinder zur Verfügung, das dem Team eine gezielte und individuelle Förderung ermöglichte. Die anhand der Sprachbeobachtungen erstellten Förderbögen wiesen den Weg, der in den Teamsitzungen erarbeitete und im Kindergartenalltag geübte bewusstere Sprachumgang der Erzieherinnen sicherte den Erfolg.
Eine weiterer Schwerpunkt der drei Projektjahre war die Elternarbeit. Die Eltern wurden in ihrer Rolle gestärkt und zu einer engeren Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen ermuntert. Einfache Mittel, wie ein maßgeschneiderter, detaillierter Fragebogen zum Kindergarteneintritt, bei dem unter anderem auch der häusliche Sprachumgang Thema ist, ermöglichten den Einstieg in einen bewussteren Sprachumgang auch in den Familien.
Beeindruckend an diesem Projekt war das Engagement im Kindergarten, das sich nicht auf die engagierte Leiterin Hilde Weber beschränkte, sondern vom GESAMTEN Team getragen wurde. Dieses Engagement fand sein Pendant in der Arbeit des Teams der Universität Koblenz-Landau, das immer wieder bereit war, theoretische Erkenntnisse dem Praxistest zu unterwerfen. Die Ergebnisse aus dem dreijährigen Projekt können Sie in der auf dieser Website verfügbaren Dokumentation nachlesen, die zum Projektabschluss von Professor Reich und seinem Team erstellt wurde. Auch für Laien ist diese Dokumentation eine durchaus vergnügliche Lektüre. Wer sie lieber in Form eines handliches Buches lesen möchte, kann das Buch zum Selbstkostenpreis von 10 € beim Verein Interkultur erwerben.
Wohlgemerkt möchten wir mit diesem Projekt auf keinen Fall den Eindruck entstehen lassen, dass ErzieherInnen nur ihre Arbeit perfektionieren müssten, um die Kinder in ihrer Obhut richtig fördern zu können. Grundvoraussetzung für eine vernünftige Kindergartenarbeit bleibt nach wie vor eine wesentliche Verringerung der Gruppengröße. Auch bei einer unter derzeitigen Maßstäben recht günstigen Kinderzahl von 18 bis 20 Kindern bleibt bei Kindern, die in ihren ersten Lebensjahren wenig Anregungen erhalten haben, neben der Vermittlung von Grundregeln wenig Spielraum für inhaltliche Arbeit.

Die Geschichte des Projekts

Auf der Suche nach Möglichkeiten, die Germersheimer Sprachenvielfalt als Bereicherung zu nutzen, hatte der Verein Interkultur 2003 Kontakte zum Fachbereich „Interkulturelle Erziehung“ der Universität Landau geknüpft. Professor H. Reich erklärte sich damals bereit, eine Fortbildung für ErzieherInnen anzubieten, die dann auch 2004/2005 für die Germersheimer Kindergärten unter dem Thema „Mehrsprachigkeit im Kindergarten“ angeboten wurde und viel Anklang fand. Aus dieser Fortbildungsreihe entstand die Idee, ein intensives Sprachförderprojekt in einem einzelnen Germersheimer Kindergarten zu starten.
Mit der Leiterin Hilde Weber vom Kindergarten Regenbogen war bald eine zugkräftige Partnerin gefunden. Der Verein erhielt Förderzusagen der Robert-Bosch-Stiftung und der Zukunfts- und Innovationsstiftung der Sparkasse Germersheim-Kandel sowie Spenden von Nolte-Möbel GmbH und Lions-Club Germersheim. Mit der Zusage des Bildungsministeriums Rheinland-Pfalz, das Projekt als Ergänzung zu den Vorschulkursen zu unterstützen, standen endlich alle erforderlichen Projektmittel Ende 2006 zur Verfügung. So konnte das Projekt im Januar 2007 mit organisatorischer, finananzieller und ideeller Unterstützung durch den Träger des Kindergartens (die evangelische Kirchengemeinde vertreten durch Dekan Lamotte) und Interkultur Germersheim mit voller Kraft starten.
Alle 12 Erzieherinnen des Regenbogen-Teams beteiligten sich engagiert an zahllosen Teamsitzungen, Fortbildungen und Workshops und werteten in stundenlangen Einzelarbeiten aufgenommene Kindergartenszenen aus. Das Projekt begann mit den 3-jährigen und lief über drei Jahre, sodass nach Projektende alle Kinder in den Genuss einer intensiven Förderung gekommen waren. Im Kreis wurde das Projekt mehrfach auf Fachtagen vorgestellt: im November 2007 in Kandel, im Juli 2008 in Neustadt, im Oktober 2008 in Mainz und im Oktober 2009 erneut in Kandel.
Im Mai 2008 präsentierte der Kindergarten zur Halbzeit des Projekts seine Sprachförderarbeit in Form von Photos, Dokumentationen und Spielen im Haus Interkultur. Viele Erzieherinnen anderer Germersheimer Kindergärten nutzten diese Gelegenheit, einen detaillierten Einblick in die Arbeit des Regenbogenteams zu erhalten.
Im Juli 2009 war die direkte Zusammenarbeit mit der Universität Landau beendet. Der Projektabschluss wurde im Kindergarten mit Eltern, Kindern und anderen Projektbeteiligten ausgiebig gefeiert. Für das Team von der Universität war die Arbeit damit noch nicht zuende. Es galt, die Projektergebnisse für eine gedruckte Dokumentation zum Projekt aufzuarbeiten. Die Ende Dezember 2009 fertiggestellte Dokumentation, auch für Laien interessant und lesenswert, finden Sie auf dieser Website.
Die Sprachförderung im Kindergarten läuft natürlich auch nach Projektende auf hohem Niveau weiter. Wir drücken dem Kindergarten alle Daumen, dass es dem Team gelingt, sich auch im Alltagsstress weiterhin bewusst an den Projektergebnissen zu orientieren, und suchen zurzeit noch an einer Möglichkeit, wie wir den Kindergarten dabei sinnvoll unterstützen können.
Nach Abschluss des Regenbogenprojekts für eine durchgängige Sprachförderung wird der Schwerpunkt des Jahres 2010 bei der Sprachförderung auf der Weitergabe der Projektergebnisse liegen. Zurzeit sind wir mit der Universität Landau in Kontakt, die an einer erfolgreichen Methode zur Vermittlung der Projektergebnisse an andere Kindergärten arbeitet.

Das Buch zum Projekt

Professor Reich und sein Team haben in diesem durchaus vernüglich zu lesenden Abschlussbericht viele, auch für Laien interessante Details aus der Sprachförderpraxis des Kindergartens zusammengetragen, um die aus der Zusammenarbeit von Universität und Kindergartenteam über die dreijährige Projektzeit entwickelten Konzepte und Materialien zu illustrieren. Die Dokumentation zeigt, wie der geschulte Blick auf die Kinder eine effektive Förderung ermöglicht und wie facettenreich und lebendig der Kindergartenalltag erlebt werden kann, wenn alle, Kinder wie Erzieherinnen, sich ihrer Stärken bewusst werden.
Lassen Sie sich nicht durch die hohe Seitenzahl abschrecken. Die Dokumentation enthält viele Tabellen und Bilder, sodass die Lektüre nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Für alle, die lieber in einem Buch stöbern, ist eine gedruckte Version der Dokumentation bei Interkultur zum Selbstkostenpreis für 10 € erhältlich. Senden Sie dazu eine Mail an doro@verein-interkultur.eu, Betreff: Buch zum Regenbogenprojekt.
Wenn Sie den Bericht in einer größeren Schriftgröße anzeigen möchten, klicken Sie einfach auf das Diskettensymbol. Den heruntergeladenen Bericht können Sie dann im Gesamtbildschirmmodus so groß anzeigen, wie Sie möchten.

Die DVD zum Projekt

Sylvia Kempf-Diehl von der Universität Koblenz-Landau hat Ende 2010 während des Projekts aufgenommene Videos auf einer DVD zusammengestellt. Diese DVD macht Lust auf eine fundierte Spracharbeit im Kindergartenalltag und ist eine gelungene Ergänzung zum Buch „Durchgängige Sprachförderung im Kindergarten Regenbogen“.
Auch auf der DVD wird sichtbar, wie individuell Sprachförderung gestaltet werden kann, und dass es nicht darauf ankommt, Rezepte zu kopieren, sondern Grundprinzipien umzusetzen und vor allem ganz nah an den Kindern zu bleiben.
Nehmen Sie sich die Zeit, die DVD komplett zu studieren. Wer sich nur die einzelnen Kapitel (Erzählen, Rollenspiele, Literacy-Erziehung, Sprache und Naturwissenschaft, Wertschätzung der Muttersprache) ansieht, bekommt schnell einen falschen Eindruck.

Die DVD kann gegen eine Schutzgebühr von 5 € beim Verein Interkultur unter folgender Mailadresse bestellt werden: doro@verein-interkultur.eu, Betreff: DVD zum Regenbogenprojekt.